Mittwoch, 4. November 2009

Katalin Moldvay - Nebenwirkungen

15.11. - 08.01.2010





Vom 15.November bis zum Januar 2010 präsentiert der APEX pro art e.V. eine Ausstellung der transylvanischen Künstlerin Katalyn Moldvay. Es werden Objekte, Installationen und Zeichnungen gezeigt.
Moldvay studierte von 1976 bis 1980 an der Kunstakademie in Klausenburg/Siebenbürgen und arbeitete anschließend als Bühnenbildnerin am staatlichen ungarischen Theater. 1984 siedelte sie nach Baden-Baden über. Es folgten Lebens- und Arbeitsaufenthalte in Wildnisgegenden der USA, Lappland, Island und Österreich.

Katalin Moldvay fungiert als eine Art Zwischenhändlerin. Sie sammelt auf Flohmärkten, Müllkippen und auf langen Wanderungen durch die Natur Dinge und Objekte, die sie zunächst in ihrem Atelier anhäuft. Durch einen komplexen Prozess der Metamorphose weist Moldvay ihnen anschließend eine neue Bedeutung zu, die ursprüngliche Geschichte der Objekte geht dabei verloren und wird durch eine neue ersetzt.
Am Anfang dieses Prozesses wird zunächst der Zustand der gesammelten Dinge hinterfragt. Im Wechselspiel von Fragen an sich selbst und an die Fundstücke entsteht der Raum in dem sich das Kunstwerk formieren kann. Durch die künstlerische Bearbeitung der Objekte, wie färben, schneiden, vernähen, ineinander verschachteln und aneinander heften, entstehen Arbeiten, die eingesponnen sind in eine Dialektik aus Ernst und Humor, Schwarz und Weiß, Ästhetik und Philosophie.

Im APEX wird die Künstlerin eine Intervention in den gesamten Räumlichkeiten des APEX arrangieren.

-> Homepage Katalin Moldvay

Donnerstag, 10. September 2009

Vidya Gastaldon - LSD






Vom 26. September bis zum 08. November 2009 zeigt der APEX pro art e.V. eine Ausstellung mit der französischen Künstlerin Vidya Gastaldon.

PROGRAMM:

26.Sep * 15 Uhr : Vernissage

01.Okt * 21 Uhr : Psychedelic Cinema
Eine Filmprojektion von Ken Brown, die ursprünglich im Kontext von Live-Konzerten von 1967 bis 1969 gezeigt wurden. Im APEX zeigen wir eine Projektion begleitet von einem DJ Set, das psychedelische Sounds aus den 60ern und 70ern präsentiert und sich auf abseitige, rare und unbekannte Interpreten stützt. An den Plattenspielern stehen René Gleitsmann, der in Berlin unter dem Namen "Hey Hey Galaxy" als Musiker tätig ist, und Christian Schindler, Kurator der Ausstellung.

08.Okt * 20.30 Uhr : The Trip , USA 1967,
Ein Versuch des amerikanischen Regisseurs Roger Corman, einen LSD-Trip filmisch umzusetzen. Das Ergebnis zeigt uns, wie Peter Fonda gebannt auf eine Waschmaschine glotzt und fasziniert ausruft: "Ich verstehe! Maschinell!". Aus heutiger Sicht ist der Film naiv und unfreiwillig komisch. Trotzdem ist er auch ein Stück Zeitgeschichte und soll daher hier gezeigt werden.
D: Peter Fonda, Dennis Hopper, Susan Strasberg, Bruce Dern

28.Okt * 18 Uhr: Psychedelische Plakatkunst der 60er Jahre.
Vortrag mit Prof. Dr. Lutz Hieber (Universität Hannover) und Gisela Theising, die einen Teil Ihrer umfassenden Sammlung dem APEX zur Verfügung gestellt haben.

Mit freundlicher Unterstützung
der schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA

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Biographie / Biography :
Née en 1974 à Besançon, vis et travaille à Genève.
De 1994 à 2001,travaille en collaboration avec Jean-Michel Wicker ; les expositions communes sont marquées par un astérisque (*).

Einzelausstellungen (Auswahl) :
2008
Do you wear the Love Glasses ? Salon 94, New-york, USA.(7 sept)
Call it what you like, New Art Gallery, Walsall Museum, Walsall, UK.(18 sept)
2007
Stop believing, start knowing, Swiss Institut, New-York, USA.
Huge Reality, Galerie Francesca Pia, Zurich, Suisse.
Healing Boom, Hiromi Yoshii, Tokyo, Japan.
2006
Kunstmuseum de Thun, Suisse.
Galerie Art:Concept, Paris, France.
Art Statements, Art 37 Basel, Bâle, Suisse.
UniverevinU, Alexandre Pollazzon, Londres, UK.
2005
Biolovarama, Mamco, Musée d’art moderne et contemporain, Genève, Suisse.
Ectopie spectrale, Hard Hat, Genève, Suisse.
2004
Cosmic, Paris, France.
2003
Centre d’Art Contemporain, Genève, Suisse.
2001
Kunsthaus Glarus, Glaris*, Suisse (cat.)
Centre d'édition contemporaine, Genève*, Suisse.
Gregorio Magnani Gallery, Londres

Gruppenausstellungen (Auswahl) :
2008
I love JENISCH, Musée Jenisch, Vevey, Suisse
Shifting Identities, Kunsthaus, Zürich, Suisse
La main numérique, Ecole-Centre d’Art d’Annecy, France
Landscope, Galerie Thaddaeus Roppac, Paris, France
Abstraction Extension. Une scène romande et ses connexions, Fondation Salomon, Annecy, France
3am eternal, Alexandre Pollazzon Ltd, Londres, UK.

2007
Hello I´m crashing, Salon 94, Ny, New York
Half Square/ Half Crazy, Villa Arson, Nice
Wunder Stanza, Centre d’édition contemporaine, BAC, Genève
RAW. Among the ruins, Marres Art Centre, Maastricht, (curator : Alexis Vaillant)
Evenement #1/07 , Centre Culturel Suisse, Paris
Fuori Uso 2007 – Altered States National Museum of Contemporary Art (MNAC), Bucharest
Shangri-La, Alexandre Pollazzon , London
6 ème Triennale de l'art imprimé contemporain, Musée de Beaux-arts du Locle, Le Locle.
Black Noise. A Tribute to Steven Parrino, Mamco, Musée d’art moderne et contemporain, Genève
Der Tanz der Doppelganger, Shark, Genève
2006
Real vs Unreal, Ganga International Gallery, Bogota & Lugar a dudas, Cali, Colombia (cur Alexandre Bianchini & Balthazar Lovay)
Sublime, UZ11R3F, Genève
Cosmogonies, Centre d’art de Noisy-le-Sec (Paris)
La Force de l'Art / Grand Palais 2006,Art en France, Grand Palais, Paris
Conversation Pieces, Centre d’Art Contemporain, Genève
Aller/Retour, Centre Culturel Suisse, Paris
Busan Biennale 2006, Busan, Corée
All we ever wanted was everything, Centre d’art contemporain La synagogue de Delme, Delme
Swiss Video, Tate Modern , London.

Dienstag, 14. Juli 2009

Einführung zur Ausstellung von Stefano Ricci und Anke Feuchtenberger

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde.

Ich begrüße Sie recht herzlich zur Ausstellungseröffnung von Anke Feuchtenberger und Stefano Ricci, die beide trotz der organisatorischen Schwierigkeiten zwischen mehreren Ausstellungen den Weg zu uns gefunden haben, um bei der Eröffnung dabei zu sein. Dafür möchte ich mich an erster Stelle bedanken, und natürlich dafür, dass sie unserer Einladung gefolgt sind und uns ihre wunderbaren Arbeiten zur Verfügung gestellt haben.

Lassen Sie mich zunächst kurz ein paar Worte zu den beiden Künstler sagen. Anke und Stefano leben gemeinsam in der Nähe von Greifswald und sind beide Lehrende an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Außerdem betreiben sie gemeinsam den MaMi Verlag, wo sie die Bücher anderer Zeichner verlegen. Beide gelten als bedeutende Vetreter des Avantgarde-Comic.

Wir widmen uns mit dieser Ausstellung nicht nur diesen international beachteten Zeichnern sondern auch dem Comic als künstlerischem Medium. Dies ist insofern wichtig, als dass es in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit noch immer nicht selbstverständlich ist, diese beiden Begriffe – Comic und Kunst – gleichzeitig in den Mund zu nehmen, was eigentlich erstaunlich ist, wenn man beispielsweise bedenkt, dass Lyonel Feininger mit The Kin-der-Kids einen Klassiker des Comic schuf und dass der Einfluss des Genres auf die sogenannte Bildende Kunst (Stichwort : Pop Art) unbestritten ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Bildergeschichten so eng mit der eigenen Kindheit verwoben sind und man sich meist an das komische Element erinnert. Möglicherweise liegt es also nur an einer Begrifflichkeit.
Im angelsächsischen Sprachraum hat man dieses Problem elegant gelöst, indem man von der Graphic Novel spricht, eine Bezeichnung, die Türen zur Literatur öffnet und dabei das künstlerische Handwerk in Form der Grafik ebenso im Blick behält. Überhaupt ist die Diskussion betreffend der „Kunstwürdigkeit“ von Comics dort eher unwichtig, was wohl mit einem anderen Kunstbegriff insgesamt begründet werden kann. Wenn man einen Blick auf die Sammlungen des Museum of Modern Art in New York wirft, wo Malerei, Design, Architektur, Film, Illustration usw. gleichberechtigt nebeneinander stehen, unter dem Dach des Terminus „Modern ART“, muss man sich über kleinliche Grabenkämpfe der Disziplinen eher wundern.

Ob es sich bei den Arbeiten von Anke Feuchtenberger und Stefano Ricci um Kunst handelt, darüber soll also an dieser Stelle nicht debattiert werden. Dadurch, dass wir ihre Arbeiten im Kontext eines Kunstvereins zeigen, haben wir, so denke ich, unser Statement zu dieser Frage abgegeben. (JA, es ist Kunst!)
Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich kein großer Kenner der Comic-Szene bin. Von daher ist mein ganzer Zugang zu diesen Arbeiten eher aus einer Blickrichtung der „Kunst“; und wenn man bedenkt, welche Renaissance das Medium der Zeichnung in den letzten Jahren erfahren hat, muss man sich auch fragen, warum wir keine viel breitere Rezeption des avantgardistischen Comics erleben. Nun, möglicherweise und hoffentlich können wir unseren Teil mit dieser Ausstellung hierzu beitragen.

Anke Feuchtenbergers Bildgeschichten zeigen ganz klar auf, warum es sich nicht um Comics im herkömmlichen Sinn handelt. Die Erzählungen sind nicht klar umrissen und erinnern eher an Traumsequenzen, die symbolisch aufgeladen sind. Wir als Betrachter sind gefordert, unseren eigenen Schlüssel zu den Geschichten zu finden, die in ihren Bildabfolgen nicht dem gängigen Erzählschema der Sprechblasenheftchen folgen. Es ist aufgrund ihrer Symbolik und der assoziativen Bildsprache nahe liegend ihre Arbeiten als surrealistisch zu benennen. Demnach würden sie aber etwas darstellen, das sich über der Ebene des Realen bewegt, sie würden eine Enttextualisierung betreiben.
Genau dies ist meiner Meinung nach aber nicht der Fall. In ihren Sequenzen sucht Anke Feuchtenberger nach adäquaten Mitteln, sehr reale Umstände, Zustände, Empfindungen und Wahrnehmung zeichnerisch zu übersetzen. Dabei spielen Phantastik und Märchenhaftes eine Rolle und die Protagonisten erleben kafkaeske Momente.

In quantitativ überschaubaren Bildern findet eine Verdichtung von Zeit und Emotionen statt, eine Fähigkeit, die sich vielleicht aus dem Ursprung ihrer Arbeit, der Gestaltung von Plakaten, entwickelt hat, wo es ja unter anderem auch darum geht, soviel Informationen wie möglich in einem Motiv zu bannen. Man könnte vielleicht für diese Arbeiten den Begriff „Grafic Poem“ wählen, anstatt „Grafic Novel“...
Auf jeden Fall wird die Nähe zur Literatur unter anderem in ihren Geschichten der „Hure H.“ deutlich, die sie gemeinsam mit der Schriftstellerin Katrin de Vries entwickelt hat und von denen drei Bände erschienen sind. Die Erlebnisse der Hure H., die sich abseits von dem bewegen, was der Titel vermuten lässt, speisen sich aus Prosatexten von de Vries, die von Anke Feuchtenberger in Zeichnungen umgesetzt werden. Thematisch drehen sie sich um Genderfragen, um Machtverhältnisse und Sexualität. Zu den strukturell einfachen, aber inhaltlich facettenreichen Textbildern entstehen aus Kohle und Papier keine Illustrationen, sondern Imaginationen, welche die sprachliche Ebene um eine visuelle Dimension anreichern. Die kontrastreichen und flächigen Kohlezeichnungen transportieren eine dunkle Stimmung zu einem schwierigen Thema. Aus einem der Bände sind hier einige Originalblätter als Auszüge aus den Geschichten zu sehen.

Von ähnlicher Dunkelheit geprägt sind auf den ersten Blick auch die Arbeiten von Stefano Ricci, dessen Bilder zunächst vor allem von einer technischen Seite her unsere Aufmerksamkeit erregen.
Seine Bilder sind nicht nur visuell eindrucksvoll, sondern bei näherer Betrachtung auch haptisch interessant. Die großformatigen Arbeiten, die sie hier sehen sind beispielsweise erstaunlicherweise Siebdrucke, die direkt auf diese Platten gepresst werden. Dazu kommt die außergewöhnliche Technik des „Floccaggio“, bei dem zunächst eine Art Klebeschicht gedruckt wird, auf die dann die Farbe aufgebügelt wird und zu einer samtenen Fläche wird. Der Effekt ist hier eine Schwärze, die alles zu schlucken scheint. Übrigens finden sie die Anwendung dieser Technik auch in der kleinen bunten Serie von Anke Feuchtenberger, die sie unten sehen können.
Auch die Papierarbeiten von Ricci weisen einen Materialmix auf, der von Tusche, Kohle und Acrylfarben bis zu Tesastreifen führt und den einzelnen Blättern so Eigenschaften eines Reliefs verleiht und das Medium Comic auf eine andere Art und Weise neu auslotet. Hier geht es auch um die Möglichkeit, Techniken der Malerei für das Comiczeichnen verfügbar zu machen. In der Transformation der einzelnen Blätter zu Bildergeschichten in Form eines Buchs kann der Künstler durch das Scannen oder Abfotografieren seiner Arbeiten sogar noch weitere Elemente wie Lichteffekte für seine Zwecke nutzbar machen.

Inhaltlich ist auffallend, dass wir in Stefano Riccis Arbeiten oft Fragen von Sein und Schein begegnen. Es finden Transformationen und Mutationen statt, ein Hut verschluckt seinen Träger und wird zu einem neuen Charakter – ein Affe verschwindet unter einem Schleier, wird unsichtbar. Bei den genannten Beispielen handelt es sich übrigens um Auszüge aus Trickfilmen. Die Geschichten die hier erzählt werden verhandeln auch Fragen von Wahrnehmung und Täuschung. Die zunächst dunkle Fassade kann allerdings nicht über einen gewissen Witz und Sinn für Humor hinwegtäuschen, der sich nicht unbedingt sofort erschließt. Oder hätten Sie gedacht, dass sich in dieser Ausstellung auch Bruno der Bär aufhält?

Diese beiden vorliegenden aktuellen Positionen aus der Independent-Comic-Szene zeigen uns auf beeindruckende Weise, dass in dem Medium Comic weit mehr Möglichkeiten liegen, als eine lineare Geschichte zu erzählen und Sprechblasen zu füllen. Die Tiefe und Komplexität ihrer sequenziellen Arbeiten schließt die Diskussion um den Wert des von Ihnen gewählten Mediums von vornherein aus, was wohl auch daran liegt, dass sie sich nicht auf die traditierte Form des Comic-Strips verlassen, sondern die Wege ausloten, die sie mit den Bildgeschichten erforschen können. In Trickfilmen, mit verschiedenen Arten des Zeichnens und ungewöhnlichen Druckverfahren.

So bleibt mir noch, mein Dank an alle unsere Sponsoren auszudrücken und natürlich an Sie, dass Sie uns zu diesem Anlass besuchen. Nochmals ein Dank an Anke und Stefano.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und erkläre die Ausstellung für eröffnet.

Mittwoch, 1. Juli 2009

ERÖFFNUNG: 12.7.09 // 12 UHR



Anke Feuchtenberger, 1963 in Ost-Berlin geboren, absolvierte zunächst ein Grafikstudium in Berlin-Weißensee und arbeitet seit 1997 freiberuflich in Hamburg.
Dort unterrichtet sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Ihr Stil ist einer kleinen Gruppe deutschsprachiger Künstler zuzuordnen, die seit den 1990er Jahren die etablierte Formensprache des Comics hinterfragt und eigene, radikale Entwürfe hinzufügt. Ihr Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Comics, Plakate, Druckgrafik, Kostüme und Marionetten. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Bücher und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Im Herbst 2008 erschien im gemeinsam mit dem italienischen Künstler Stefano Ricci gegründeten Mami-Verlag ein weiteres Buch mit Zeichnungen: wehwehwehsupertraene.de. Die Künstlerin erhielt 2008 mit dem "Max und Moritz-Preis" des internationalen Comic-Salons Erlangen die höchste Auszeichnung deutschsprachiger Comic-Kunst.
Ihre Bilder vertreten einen stark narrativen Ansatz, zeigen mehrschichtige Auseinandersetzungen mit dem weiblichen Körper: Wachstum, Fortpflanzung, Geburt; surreale Abstraktionen der Fremdheit im Eigenen. Eben das ist auch der Zugang. Die Zeichnungen sind von so beklemmender Intensität, dass sie mit einem Bild vielfache Geschichten einer absurd-vertrauten Welt erzählen, die versprachlicht Bände sprechen ließen.

Stefano Ricci, 1966 in Bologna, Italien geboren, lebt und arbeitet in Hamburg.
In seinen Zeichnungen verzichtet er weitgehend auf Illustrationen, in den Comics steht das Bild selbstständig im Mittelpunkt der Arbeit. In unterschiedlich langen Bildfolgen zeigt er Menschen und Tiere in knapp angedeuteten Räumen, meist in Schwarzweiß und Schattierungen. Durch die reduzierte, gegenständliche Darstellungsweise mit surrealen Effekten entsteht eine Atmosphäre, mehr Um- und Anriss als Erzählen von Geschichten. Diese stille Unbestimmtheit soll dem Betrachter eine subjektive Lesart ermöglichen. Den Schwerpunkt seines Werkes legt Ricci auf den Entstehungsprozess als solchen. Er dokumentiert den Prozess der Annäherung an die Zeichnung während der Arbeit. In der Arbeitsphase werden Skizzen nicht etwa von einem sogenannten Resultat einer bestimmten, gesuchten Form getrennt, sondern direkt auf das endgültige Papier gezeichnet. Hier werden Entwürfe hinterfragt, übermalt, manchmal gestrichen.
Ricci arbeitet mit verschiedensten Materialien und die so entstandenen sich überlagernden Schichten suggerieren eine Sichtbarkeit verdichteter Echt-Zeit. Die Ablagerung: eine ebenso sinnliche wie intellektuelle zeichnerische Befassung.
(Text: Lina Debs, kuratorische Assistenz)

Die Künstler sind anwesend.
Wir freuen uns auf Ihr Erscheinen!

Donnerstag, 18. Juni 2009

Lisa Stålspets/Emanuel Bernstone

Ausstellungsansichten



oben/above: videostill aus/from Lisa Stålspets' Leaf Dance
unten/below: ausstellungsansicht mit Emanuel Bernstones Bildern/
exhibition view with Bernstone's paintings

Donnerstag, 14. Mai 2009

Eröffnungsrede Lisa Stalspets/Emanuel Bernstone

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!
Ich begrüße Sie recht herzlich zur Ausstellung von Lisa Stalspets und Emaunel Bernstone. Wie Sie anhand der Einladung gelesen haben, steht die Ausstellung unter dem Titel „Contemporary Swedish Art“. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Bezeichnung um eine recht artifizielle Geschichte. Denn was Sie hier sehen, ist natürlich keine demonstrative Schau, die zwei herausragende Positionen schwedischer Kunstproduktionen präsentiert. Der Titel der Ausstellung spielt vielmehr mit Erwartungen, die durch die Namensgebung hervorgebracht werden. Denn was kann schon eine national kodierte Begriffsfindung bieten? Letztendlich werden wir nur auf die Unzulänglichkeiten in der Beziehung zwischen Erzählungen und Identitäten gestoßen, wie auch immer man es verklausuliert. Was Sie in dieser Ausstellung aber finden werden, ist genau das, was der Slogan verspricht: zwei zeitgenössische Positionen aus Schweden. Was auch immer Sie erwarten, was über diesen einfachen Fakt hinausgeht, ist ihren eigenen, mitgebrachten Bildern geschuldet.
Blicken wir zunächst auf die Bilder von Emanuel Bernstone, die zunächst als entpersonalisierte Räume erscheinen, kühl und steril. Der erste Blick täuscht jedoch. Auch wenn man vermuten könnte, dass hier auf verlassene Räume geblickt wird und eine Art Statement vermittelt wird, so würde man es sich doch zu einfach machen. Vielmehr handelt es sich um die Präsentation von Zwischenräumen, d.h. Offenen räumen, die Möglichkeiten in sich bergen, die es zu erforschen gilt. Es geht dabei nicht darum, eine Geschichte zu entwickeln, wozu diese leeren Schauplätze freilich einladen, sondern um das Betrachten und die Reflexion unserer eigenen Erwartungshaltung, die wir an Schauplätze herantragen. Und um das „offen halten“, was uns in diesen Räumen begegnen wird. Die Unbestimmtheit und die Wandelbarkeit unserer eigenen Biografien wird uns in den architektonischen Landschaften von Emanuel Bernstone bewusst, denn dadurch wird die Lesbarkeit seiner Räume vornehmlich bestimmt. Es handelt sich also um ein Spiel mit dem Rezipienten und um sein Erfindungsreichtum im beinahe pathologischen Zwang zur Narration. Denn der Mensch als narratives Wesen verlangt ebenso nach Biografien wie nach Schauplätzen, die als Wegmarken unserer eigenen Existenz agieren und die Möglichkeit der Spiegelung bieten. Die formale Strenge in Bernstones Bildern ist somit nur ein Mittel, um den Primat der Assoziation zu bedienen, dessen wir uns weder entledigen können noch wollen. Schließlich handelt es dabei um die Grundkonstanten unserer Existenz. Das, was uns selbst ausmacht ist ja nichts weiter als das Personalisieren von banalen Bildern, d.h. das Auffüllen von historischen Fragmenten mit emotionalisierten Erinnerungen, wie Farben, Gerüche, Geschmack und Gefühle.
Das dieser Prozess der Narration in unserem Kopf sich mit der Zeit verändert, als das sich Erinnerungen verändern und damit auch der Wert den wir Dingen beimessen, ist das Thema in Lisa Stalspets arbeiten. In ihren Arbeiten zeigen sich unbestimmte fragmentierte Geschichten, wie Einzelbilder und verschleierte Träume. Die Landschaften, die Lisa Stalspets entwickelt , sind keine architektonischen Flächen, sondern Erinnerungslandschaften, in denen sie erforscht, auf welche Weise wir Orte mit Bedeutungen füllen und mythologisch aufladen. Als Beispiel sei hier etwa der uns vorliegende Kubus genannt, ein Versuch, eine adäquate Darstellung des Ozeans auf kleinsten Raum zu komprimieren. Es gibt wohl wenige Dinge, die historisch und mythologisch so beladen sind, wie das Meer, ein nautisches Ungetüm, gleichzeitig ein Zeichen für Sehnsucht, Fernweh, Expeditionsdrang, aber auch ein gefährliches und unergründliches Terrain, das sich auch in der Kunstgeschichte in sogenannten Seestücken mannigfaltig wiederfindet. Lisa Stalspets hat eine charmante Form gefunden, diesem komplizierten Thema beizukommen, indem sie auf jeder Seite ihres Ozeans eine andere Darstellungsform wählt. Sie verweist so den Mythos in seine Schranken, bzw. reduziert ihn auf ein Wohnzimmerformat. In der hier gezeigten Videoarbeit „Dance with a stranger“ befasst sie sich mit Ritualisierungen, die durch den Kontext einen Sinn ergeben. Wenn uns dieses Ritual allerdings ohne Kontext begegnet, entwickelt sich ein absurdes Kunstvideo, wo ein Blättertanz aufgeführt wird, der zunächst ästhetische und szenische Qualitäten hervorbringt, dann aber einem seltsamen Ritual gleicht, dem wir nicht folgen können. Nicht einmal die bedauernswerte Zuschauerin im Theater scheint zu wissen, was sie sich da eigentlich genau ansieht und schaut etwas irritiert aus der Wäsche. Beide Positionen bieten also zwei Möglichkeiten sich mit Narrationen auseinander zu setzen, einmal auf einer visuellen Ebene, ein anderes mal auf der Ebene der Erinnerungsarbeit. Zwei künstlerische Positionen aus Schweden, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
Ich bedanke mich bei den Künstlern, dass sie heute hier sind und wir ihre Arbeiten präsentieren dürfen und eröffne hiermit die Ausstellung von Lisa Stalspets und Emanuel Bernstone. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Donnerstag, 30. April 2009

EMANUEL BERNSTONE / LISA STALSPETS

Eroeffnung 10. Mai , 12:30 Uhr


Der Kunstverein Apex pro art e.V. zeigt vom 10. Mai bis zum 28. Juni 2009 die Ausstellung der zwei jungen schwedischen Künstler Lisa Stålspets und Emanuel Bernstone. Die Arbeiten Lisa Stålspets werden damit erstmalig in Deutschland ausgestellt.

Auch wenn beider Künstler Arbeitsweise sehr unterschiedlich erscheint, liegt der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Intention doch auf der Frage des Sehens und Erzählens. Vorzugsweise arbeitet die Künstlerin Lisa Stålspets, die 1978 in Stockholm geboren ist, mit Video- und Installationskunst. Um zu verdeutlichen, dass die subjektive Wahrnehmung der Umwelt unzureichend ist, nimmt die Künstlerin immer wieder neue Rollen ein und eröffnet dem Betrachter somit eine multiperspektivische Sicht. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, in einem Krakenkostüm in der Ostsee zu baden, oder als Baum verkleidet in die nächste Eckkneipe zu gehen.

Die großformatigen Bilder von Emanuel Bernstone sind Befragungen architektonischer Räume und Flächen als Schauplätze von Narration. Die malerischen Arbeiten des in Karlskrona geborene Künstlers zeigen überwiegend nicht näher ausformulierte Räume, die den Betrachter dazu nötigen, der Fläche eine Geschichte zu verleihen. So sieht man ein Interieur, das stummer Zeuge bleibt und mit dem notorischen Assoziierungswillen der Rezipienten spielt.

Samstag, 25. April 2009

AM 3. MAI, ab 17:00 UHR:
FINISSAGE der Ausstellung COMPLETE CONTROL:

-Präsentation des Ausstellungsprojektes StadtMachtKunst, a7Ausstellungen e.V. Hildesheim
-Künstlergespräche mit Diego Castro, Tanja Ostojic und Francis Zeischegg.

Donnerstag, 16. April 2009

COMPLETE CONTROL bis 3.Mai
Bilder der Ausstellung:



von oben nach unten:
francis zeischegg / stephan dillemuth / simon senn

Donnerstag, 26. März 2009

ERÖFFNUNGSREDE von Christian Schindler

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde.

Die Idee zu Complete Control stand eigentlich schon länger im Raum und den Moment der Konkretisierung des Ausstellungskonzepts vermag ich nicht mehr auszumachen.

Auf jeden Fall hatten Diego Castro und ich schon länger ein gemeinsames Projekt geplant und ich freue mich sehr, dass es diesmal nicht bei Worten geblieben ist, sondern eine schöne Ausstellung entstanden ist, in der wir interessante Künstler und KünstlerInnen versammeln konnten, die sich auf die eine oder andere Art mit dem Thema der Überwachung auseinandersetzen.

Überwachung findet in verschiedensten Formen statt, die sich nicht auf ein einfaches Freund/Feind-Schema reduzieren lassen, es geht hier also nicht ausschließlich um eine Unterscheidung von Bürger und Staat, oder Demonstrant und Polizei.
Die Kontrollmechanismen sickern in den Alltag und werden zur eigenen Praxis, machen mürbe und weichen Grenzen auf, die früher als selbstverständlich galten. Wer sich an die Proteste erinnert, welche die Volkszählung von 1987 hervorrief, muss sich mitunter wundern, wie bereitwillig heute Ausweitungen von Kontrollinstrumenten akzeptiert werden. Dies ist selbstverständlich auch eine Frage des Zeitgeists - die 80er Jahre waren ein stark politisiertes Jahrzehnt (16 Jahre Helmut Kohl hatten vielleicht in Bezug auf das politische Bewusstsein auch etwas Gutes).
Die Befürchtungen der damaligen Bürgerinitiativen, dass der verstärkte Datenaustausch zwischen den Behörden des Staates und eine Nutzung von erhobenen Daten für wirtschaftliche Zwecke zum "Gläsernen Bürger" führen würden, wurden im weiten Maße bestätigt.

Heute werden Kundenprofile erhoben anhand der besuchten Webseiten, um auf den Kunden zugeschnittene Werbung zu platzieren. Das Versprechen der freien Existenz im Netz, in der Jeder mit Jedem über alle Themen kommunizieren kann entpuppt sich als beste Daten-Sammel-Maschine, die sich eine Behörde nicht besser hätte ausdenken können.

Auch die Entwicklung neuer Instrumente seitens des Gesetzgebers - freilich unter dem Label "Sicherheit der Bürger" verkauft - ermöglicht eine lückenlose Rekonstruktion eines individuellen Alltag, indem sogenannte Bewegungsprofile erstellt werden, in der Kundenkarten eine nicht unwesentliche Rolle spielen...

Diese und weitere Dinge haben uns dazu veranlasst verschiedene künstlerische Positionen zu präsentieren, die unterschiedliche Facetten dieses Themas beleuchten. Sei es in der Arbeit von Stephan Dillemuth, (der an der Münchner Akademie der Künste ein Professur innehat), die Sie im Eingang bestaunen können, wo wir ein Ensemble aus Überwachungskameras sehen, das mittels Bewegungsmelder aktiviert wird und in dem sich die Bewacher gegenseitig überwachen.

Oder die Arbeit von Francis Zeischegg, welche die Wahrnehmung von öffentlichen Räumen untersucht und mit ihren Interventionen die Grenzen zwischen Kunst, Architektur und sozialer Praxis auslotet. Weiter sehen Sie von Dillemuth eine Papierarbeit, die sie auf dem Boden ausgelegt finden. Die Spuren, die Sie auf dem Papier hinterlassen, geben über ihr Besucherverhalten Aufschluss. Ein Prinzip, das auch in der Städteplanung als "Desire Lines" Anwendung findet.

Eine weiter gefasste Blickweise finden wir in den Arbeiten von Tanja Ostojic, die sich hauptsächlich mit Fragen der Migration befasst und selber lange den beschränkten Bewegungsmöglichkeiten ausgesetzt war, da sie früher nur einen serbischen Pass besaß. Die hier erfahrenen Probleme hat sie dabei zum Mittelpunkt ihres Schaffens gemacht, wie in der hier gezeigten Arbeit, die einen illegalen Grenzübertritt thematisiert.

Die Video-Arbeit von Ulf Aminde "WEITER" wiederum zeigt eher das Einsickern von Kontrolle und Normierung in alle Lebensformen, wenn wir amüsiert betrachten, wie ein paar Punks "Reise nach Jerusalem" spielen sollen und dies natürlich bereitwillig sabotieren durch das Nicht-Einhalten von Regeln. Letztendlich wird die widerständige Pose an dieser Stelle zur Farce, weil die Protagonisten sich ja genauso verhalten, wie man es von Ihnen als Punks erwartet.

Die Klanginstallation "POLIZEI" von Diego Castro, die sie in der Galerie hören ist eine Untersuchung des juristischen Spielraums, die ein in der Bundesrepublik zensiertes Lied fragmentiert hörbar macht, um dadurch die Zensur zu umgehen. Es handelt sich dabei um das Stück "Polizei, SA, SS" der Hamburger Punkband SLIME.
Durch die zufällige Reihenfolge der abgespielten Tonspuren, wird aber auch gleichzeitig die Eventualität eines unbeabsichtigten Gesetzesbruchs mit einkalkuliert. So wird der Galerieraum als Zone staatlicher und juristischer Kontrolle befragt.

Bleibt noch die Arbeit von Simon Senn - eine Videoprojektion, die sie übrigens ausprobieren können. Mit einer Fernbedienung können Sie zwischen verschiedenen Kameras wechseln, mittels welcher sich die nackten und vermummten Personen durch die Flure eines verlassenen Hauses jagen. Eine wirklich sehr schöne Arbeit, die changiert zwischen belustigendem Spiel, Verfolgungswahn und Jagdfieber. Und außerdem eine seiner ersten Ausstellungen überhaupt, worüber ich mich auch sehr freue.

Zu guter letzt möchte ich mich bei den Künstlern bedanken, von denen leider nicht alle anwesend sein konnten. Das ist aber ein Grund mehr die anwesenden Künstler hervorzuheben: Diego Castro und Simon Senn, die auch bei der technischen Umsetzung mitgewirkt haben und ohne deren Hilfe dieses Projekt so nicht zustande gekommen wäre.


Ein besonderer Dank auch an die Karin Abt-Straubinger-Stiftung und der Göttinger Kulturstiftung, die durch die großzügige finanzielle Hilfe diese Ausstellung ermöglicht haben.



Mittwoch, 11. März 2009

COMPLETE CONTROL




Complete Control (22.3. - 3.5.)

Überwachung und freiwillige Selbstkontrolle

(Eröffnung: 22.3. / 12h, Finissage am 3.5.)

Im Zeichen der vielbeschworenen Informationsgesellschaft ist die Konfrontation mit neuen Wegen der Information und deren Auswirkung auf private und öffentliche Räume eines der wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen, denen die moderne Demokratie ausgesetzt ist. Zwei zentrale und miteinander konkurrierende Konzepte sind sicherlich die Begriffe ‚Freiheit’ und ‚Sicherheit’, deren herkömmlichen Definitionen zur Zeit durch die Ausformulierung einer neuen sicherheitspolitischen Agenda zur Disposition stehen. Verhandelt werden hier ebenso digitale und öffentliche Räume und deren Ausgestaltung; eine Debatte, die nicht weniger als einen Kampf um Deutungshoheit darstellt.

Die Vielgliedrigkeit der Diskurse reicht von der zunehmend flächendeckenden Kameraüberwachung urbaner Konsumräume, digitaler Einflussnahme mittels Bundestrojanern über städtebauliche Interventionen zur Regulierung öffentlicher Sicherheitszonen bis hin zur Frage nach der richtigen strafrechtlichen Verfolgung von Sprayern, die sich außerhalb einer bananenfarbenen hochkulturellen Wärme bewegen.

Ein interessantes Phänomen hierbei, neben der Dialektik von erhöhter Sicherheit und erhöhter Angst, ist die zunehmende freiwillige Selbstkontrolle, abzulesen an der bereitwilligen Öffnung des letzten privaten Raumes, nämlich der eigenen Identität...

Mit freundlicher Unterstützung der Karin Abt-Straubinger-Stiftung und der Göttinger Kulturstiftung.

Mit Stephan Dillemuth , Diego Castro, Tanja Ostojic, Francis Zeischegg, Ulf Aminde, Simon Senn

Kuratiert von Christian Schindler und Diego Castro.

Begleitprogramm:

Im Rahmen der Filmreihe 'ueberMacht' von dieGesellschafter.de im Kino Lumière:

STRANGE CULTURE / FREMDE KULTUREN (USA 2007), 24.4. / 20h

Finissage mit Abschlusspräsentation des Ausstellungsprojekts STADTMACHTKUNST von a7.austellungen e.V., Hildesheim, und Künstlergespräche u.a. mit Tanja Ostojic